- November 14, 2024
James Francis Gill, geboren 1934 in Texas, zählt zu den letzten noch lebenden Künstlern der ersten Pop-Art-Generation. Bereits 1962 wurde sein „Marilyn Triptych“ vom Museum of Modern Art in New York erworben – ein bedeutender Erfolg, der ihm internationale Anerkennung brachte. In den 1960er Jahren widmete sich Gill oft gesellschaftskritischen und politischen Themen, darunter der Vietnamkrieg, und porträtierte dabei berühmte Persönlichkeiten wie John F. Kennedy und Marilyn Monroe. Sein Werk zeichnete sich durch eine düstere Atmosphäre und eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Macht und Krieg aus. 1967 stellte er seine Werke neben denen von Andy Warhol und Edward Hopper in São Paulo aus und etablierte sich als international anerkannter Künstler.
Trotz seiner Popularität in der Pop-Art-Szene fühlten sich viele Betrachter von Gills Werken emotional stärker angesprochen, als es bei der Pop Art üblich war. Kritiker erkannten in seinen Arbeiten eine tiefergehende, ernste Auseinandersetzung, die über bloße Pop-Art hinausging. 1972 zog sich Gill überraschend aus der Kunstszene zurück, da ihn der Ruhm und die Anforderungen der materiellen Welt belasteten. Er zog nach Kalifornien, wo er in der Abgeschiedenheit neue künstlerische Ideen entwickeln wollte.
Gill blieb etwa 30 Jahre weitgehend außerhalb der Öffentlichkeit. In dieser Phase kehrte er 1979 nach Texas zurück, setzte seine Arbeit fort, jedoch ohne sie öffentlich zu präsentieren. Ein Anruf des Smithsonian American Art Museum 1987 leitete seine Wiederentdeckung ein, woraufhin Galerien und Museen erneut Interesse an seinen Werken zeigten. In den späten 1980er Jahren begann Gill mit computergestützten Techniken zu arbeiten und nutzte den Computer und Drucker als Werkzeuge für seine Kunst.
Ab 2010 startete Gill eine späte kreative Phase und wandte sich klassischen Pop-Art-Ikonen wie John Wayne und Marilyn Monroe zu. Seine anhaltende Faszination für Marilyn Monroe, die bereits sein frühes Werk „Marilyn Triptych“ geprägt hatte, wurde erneut zu einem zentralen Thema seiner späten Werke. Durch seine persönlichen Bekanntschaften mit Persönlichkeiten wie Tony Curtis, Jim Morrison und Marlon Brando reflektiert Gill in seinem Werk das Lebensgefühl einer ganzen Generation.
Heute ist Gills Kunst eine Mischung aus Realismus und Abstraktion, wobei er Fotografien als Grundlage nutzt und die Bildkompositionen digital entwickelt. Durch bewusste Montagen, die er als „Metamage“ oder „Pop Surrealism“ bezeichnet, schafft er eine moderne Version der Pop Art, die seine langjährige künstlerische Entwicklung und seine prägende Zeit als Zeitzeuge einer Ära widerspiegelt.